a) LATh – HStA Weimar A 10411a
Carl August Hugo Burkhardt, Das Repertoire des Weimarer Theaters vor u. unter Goethes Leitung 1784-1817. Eine quellenmässige chronologische Zusammenstellung der theatralischen Aufführungen in Weimar, Lauchstädt, Erfurt, Rudolstadt, Leipzig, Naumburg u Halle, [Weimar, 27.6.1881], fol. 3v bis 4r
"Aus der klassischen Zeit haben sich in Weimar selbst nur zwei grössere Sammlungen von Theaterzetteln erhalten. Die eine gehört [1] dem Grossherzoglichen Hofmarschall=Amte als Theaterbehörde, die andere findet sich auf großherzoglicher Bibliothek vor. Erstere ist auf amtlichem Wege entstanden, letztere ist das Product eifriger, sorgsamer Ansammlung der berühmten Künstlerfamilie Genast, der diese hochbedeutsame Collection [2] dem verewigten Grossherzog Carl Friedrich verehrte. Leider sind, wie das bei derartiger ephemerer Literatur leicht zu gehen pflegt, beide Sammlungen lückenhaft, wenn auch nicht zu verkennen ist, dass die Familie Genast aus der Fülle des Erlebten vielfach handschriftliche Ergänzungen erbrachte und schon aus diesem Grunde ein hervorragendes Verdienst um die Geschichte des Theaterlebens durch mehr als zwei Menschenalter sich erworben hat. An auswärtigen Stellen haben wir bis jetzt bedeutende Sammlungen nicht vorgefunden.
Wesentliche Dienste leisteten bei der kritischen Zusammenstellung einige noch vorhandene alphabetisch geordnete Verzeichnisse der gegebenen Stücke.
Ein solches ist im Besitz † Hofschauspieler Franke (Ehrenmitglied der Weim. Hofbühne), der es aus dem Nachlass des 1827 verstorbenen Bibliothekars Christian August Vulpius erwarb und bis auf die [fol. 4r] Neuzeit alphabetisch fortführte. Ein zweites derartiges Verzeichnis das Hofamt, welches 1814 neu angelegt, in späterer Zeit aber nicht immer sich als correct erweist. Den Grund zu diesem Verzeichnis legte unstreitig Chr. August Vulpius. Bereits im Jahr 1795 war ein solches auf Goethes Anordnung angelegt, enthielt aber auch nur die Stücke, welche in Weimar selbst gegeben wurden. Das 1795 von dem Kammer Canzlisten Heinrich P. F. Burckhard angefertigte Verzeichnis, welches übrigens nicht wieder aufgefunden worden ist, wird wohl nur eine Abschrift der Arbeit von Vulpius gewesen sein.
Ist somit erwiesen, dass sich für die Aufstellung eines Weimarer Theaterrepertoires nur unvollkommenes Material darbietet, so war es umso mehr geboten, eine weitere Umschau zu halten. [...] Glücklicherweise hatten sich die Theater=Rechnungen wenigstens von 1791 an, freilich auch nicht ganz vollständig, erhalten [...].
Auf Grund dieser wichtigen Theaterrechnungen ist das nach den obigen Hilfsmitteln aufgestellte Verzeichnis geprüft, ergänzt und endgültig festgestellt worden. Denn eine bessere zuverlässigerer Quelle giebt es überhaupt nicht, da die geprüften Rechnungen alle Stücke und sogar die für dieselben erzielten Tageseinnahmen nachweisen".
[Transkription: Cornelia Brockmann]
[1] [Anm. v. Burkhardt] Die Sammlung des Hofamtes beginnt mit October 1784, ist bis 1789 lückenhaft, in so weit es sich um die Aufführungen in Weimar handelt, wie man überhaupt nur diese, nicht die an auswärtigen Stellen bei der Sammlung berücksichtigt hat. Ebenso fehlen die Zettel vom October 1789 bis zur Eröffnung des Hoftheaters und in der späteren Folge fehlt ein ganzer Jahrgang.
[2] [Anm. v. Burkhardt] Dieser Sammlung fehlen die Zettel vom 1 Januar bis März 1784, dann die Jahrgänge 1789 bis April 1791. Ein grosser Vorzug der Sammlung von 1791 besteht darin, dass in derselben auch die auswärtigen Aufführungen berücksichtigt worden sind und wie bemerkt sich handschriftliche Notizen anstelle der fehlenden Zettel finden, in denen die Stücke oder Repertoire Störungen fixiert sind.
b) LATh – HStA Weimar A 10411
[Christian August Vulpius]
"Ein paar Worte über unsere Kommödien Zettel.
So zweckwiderig es auch ist - u was schon oft genug in Schriften über's Theaterwesen gerügt u verspottet wurde, - einen Kommödien Zettel mit Anmerkungen zu überladen, so ist es doch gewiß aber auch nicht ganz recht, (wenigstens kann es oekonomisch betrachtet, Schaden bringen,) wenn man zu wenig für diese Küchzettel thut. Der größte Theil des Publikums hängt an dem Aeusseren, u so, wie es gar viele Menschen giebt, die nur dann ins Schauspiel gehen wenn ein starkes Personale ihnen die Vortrefflichkeit des Stücks verbürgt, so giebt es deren gewiß noch weit mehrere, welchen ein gut arangirter Kommödien Zettel ein Angelhaken comme il faut ist.
Unsere Komödien Zettel haben gar nichts Einladendes, u vergessen zuweilen gar die Anzeige des Unschuldigsten u Nöthigsten.
Ich nehme Gelegenheit davon zu sprechen, indem der heutige Zettel von der Versöhnung vor mir liegt.
1) Vermisse ich über dem Worte Versöhnung, die Worte:
Zum Erstenmal
Diese Angabe ist bei den besten Bühnen z. B. Mannheim, Berlin, Hamburg, pp. gebräuchlich; u sie hat wirklich viel Gutes für die Kasse. Es ist dieselbe kein übertriebenes Pünktchen in ein Aushänge Schilde, u kein Blat zu viel in dem dichten Kranze, der, wenn er auch saueren Wein anzeigen wollte, doch nur auf Rechnung des Autors, verschenkt wird. Ich bin überzeugt - u habe diese Erfahrung im Schauspielhause, unter den Zuschauern selbst gemacht, - daß diese ganz unschuldige, u dennoch benachrichtigende Bemerkung, auch Etwas mit zur Füllung des Schauspielhauses beiträgt.
2) Vermisse ich auf dem Zettel, die Worte:
(Noch Manuskript.)
Auf den Zetteln der genannten Theater werden sie auch beigefügt. Sie sind, wenn dergleichen Zettel sich, durch reisende Schauspieler, durch Versendung an Autoren, pp. pp. in's Ausland verlaufen, eine Art von Belobungsschein für eine Direktion, daß sie etwas dazu beiträgt den Autoren Muth durch Abnahme ihrer Schauspiele zu machen, u erhöhen gleichsam die Begriffe von einem gewißen Aufwande, zum Besten des Schauspiels, was stehenden Theatern, reisende Schauspiel-Direktoren nicht leicht nachthun können. Auch verrathen sie eine gewiße Besorglichkeit der Direktionen das Publikum mit dem Neusten, noch Ungelesenen zu unterhalten, u.s.w.
3) Wär die Frage:
Ob man nicht lieber auf den K[omödien]. Z[ettel]. die Korekturen bei den Namen der Personen ganz weglies?
Sie erhöhen weder den Werth der Arbeit, noch können sie Beiträge zu [...]-Kalendern liefern. In der gelehrten Welt weiß man bei andern Produkten, nichts von diesen Titulaturen. Es heißt: von Schiller, von Gotter, von [...], pp. pp. Und auch das Wort Herr, gehört nicht hieher. Sollte es der Ober Direktion gefallen diesen Bemerkungen einge Aufmerksamkeit zu schenken, so würde mich es sehr freuen.
Ich würde - wenn es so verfügt u beliebt werden sollte - jederzeit das M[anu]s[kri]pt. des K[omödien]. Z[ettels]. ehe es in die Druckerei geschickt wird durchsehen, (wenn das bezeichnete Stück zum erstenmal aufgeführt wird,) u das Erspriesliche beifügen, oder das Überflüßige wegstreichen, u zwar, nach dem Grundsatz:
Nicht zu viel, u nicht zu wenig!
Weimar den 15. Okt. 1796. / A Vulpius."
[Transkription: Carolin Bahr]